Zu Besuch im Schoduvel-Zentrum

Ein Blick hinter die Kulissen von Norddeutschlands größtem Karneval

Über hundert aufwendig gestaltete Motivwagen ziehen beim Braunschweiger Karneval „Schoduvel“ jedes Jahr am Sonntag vor Rosenmontag durch die Löwenstadt. Angesichts ihrer oftmals beeindruckenden Größe und künstlerischen Qualität erkennt auch der Laie sofort, dass solch perfekte Arbeit nicht bloß von Amateuren in engen Garagen oder dunklen Kellern erbracht worden sein kann. Doch wo erblicken die riesigen Figuren dann das Licht der Welt? Wer sind ihre Schöpfer, und was steckt handwerklich dahinter? Antworten auf diese Fragen und noch viel mehr gab es für die Mitglieder des ATB am 29. Januar bei einer Führung durch das Schoduvel-Zentrum.

Es ist kalt und regnerisch an diesem Freitagabend, an dem uns das Komitee Braunschweiger Karneval in sein Allerheiligstes eingeladen hat. Und die Fahrt ins triste Industriegebiet hinter Kralenriede verstärkt den Glauben nicht gerade, dass man in Kürze einen Hort bunter Kreativität besichtigen wird. Doch irgendwo hier soll er sein, der Ort, an dem Jahr für Jahr zwei Drittel aller Motivwagen des Braunschweiger Karnevals gebaut werden. Eines Karnevalszugs übrigens, der nach Köln, Mainz und Dortmund der viertgrößte der Bundesrepublik ist und mit der erstmaligen Erwähnung in den Braunschweiger Stadtchroniken im Jahr 1293 sogar der älteste. 300.000 Menschen besuchten den Schoduvel im Rekordjahr 2014; ein wahrer Touristenmagnet also.

Beim Betreten der ehemaligen Panzerhalle stellt sich bei uns nach der anfänglichen Skepsis schnell die Gewissheit ein, dass wir hier an der richtigen Adresse sind, denn schweres Gerät beherbergt sie noch immer – allerdings der etwas anderen Art. Riesige Motivwagen ziehen unsere Blicke auf sich: Ein lebensgroßer Comic-Elefant in blauer Farbe und mit VW-Emblem sitzt mit betretenem Blick auf einem LKW-Anhänger, eine Klemme mit der Aufschrift „Abgasbremse“ schnürt seinen Rüssel ab – ein ironischer Seitenhieb auf die Abgasaffäre. Auf dem daneben stehenden Wagen thront ein grünes Monster in bedrohlicher Pose, vor ihm kauert sich eine Gruppe menschlicher Figuren erschrocken zusammen, Jung und Alt, Schwarz und Weiß, Christen und Moslems: „Terror trifft uns alle.“

Umgehend werden wir von Gerhard Baller begrüßt, seines Zeichens Zugmarschall des Braunschweiger Karnevals. In standesgemäßem Kostüm bedankt er sich bei den geladenen Förderern und Werbepartnern, die am heutigen Abend zahlreich anwesend sind, und führt uns anschließend mit Witz und Charme in Tradition und Geschichte des Schoduvel ein. „Karneval ist inszeniertes Straßentheater“, verrät er. Neu am Schoduvel sei in diesem Jahr auch seine politische Dimension. So werden Vertreter aller großen Religionsgemeinschaften gemeinsam mit ihm auf dem ersten Wagen das bunte Treiben anführen, um geschlossen die karnevalistischen Werte von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ zu demonstrieren.

So eingestimmt, geht es anschließend zur Führung über das weitläufige Gelände und in die Werkstatthallen. Dort treffen wir die Künstler Mathias Rosenbusch, Konrad Körner und Torsten Koch und dürfen ihnen bei ihrer außergewöhnlichen Arbeit über die Schulter schauen. Dabei erfahren wir unter anderem, dass die riesigen Motive auf den Braunschweiger Karnevalswagen nicht aus Holz und Pappmaschee bestehen, wie andernorts üblich, sondern bildhauerisch aus massiven Styropor-Blöcken modelliert werden – mit Kettensäge und Skalpell. Dadurch erscheinen sie nicht nur plastischer und lebendiger, sondern es macht sie auch deutlich haltbarer und sogar wiederverwendbar.

Abschließend geht es mit guter Laune und vielen neuen Eindrücken zurück in die Eingangshalle. Bei Bratwurst, Bier und guten Gesprächen endet der unterhaltsame Abend, und wir freuen uns, mit dem Komitee Braunschweiger Karneval ein ganz besonderes Mitglied im ATB zu begrüßen!

Text und Fotos: Stephen Dietl

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